CAFÉ JAKOMINI

Orte – Menschen – Geschichten

Im Jakotop: Premiere im KIZ Royal Kino

Seit dem Start der Dreharbeiten im Jänner 2019 zur Produktion des Dokumentarfilms „IM JAKOTOP“, als eines der 94 ausgewählten Projekte im Rahmen des Kulturjahr Graz 2020, sind fast 3 Jahre vergangen. In mehr als eineinhalb Jahren Drehzeit wurden von Regisseur und Kameramann Markus Mörth mit einem engagierten Produktionsteam die Lebenswelten einiger ausgewählter Protagonisten dokumentarisch begleitet. An 37 Drehorten mit insgesamt 29 Drehtagen entstand diese für Graz einmalige Kinofilmproduktion über einen Grazer Stadtbezirk. Den Bezirk Jakomini. „IM JAKOTOP“ startet nunmehr in die letzte Phase seiner Entstehung und zwar mit der Premiere am 09. April 2022 im Rahmen der DIAGONALE – Festival des österreichischen Films.

Wolfgang Kühnelt beschreibt den Kinofilm „Im Jakotop“ in der soeben erschienenen Abschlusspublikation zum Kulturjahr Graz 2020 unter dem Titel „Wenn das Biotop sich wandelt“ mit folgenden Worten: „Die Doku „Im Jakotop“ folgt Bewohner*innen aus allen Milieus, geht ihren Wünschen und Hoffnungen nach, was ihr Leben im Bezirk angeht. Sie zeigt die intensive Bautätigkeit ebenso wie vorhandene Strukturen zwischen urbanem und suburbanem Lebensstil. Die langjährigen Recherchen von Klaus Strobl bildeten eine wichtige Basis. „Wir wollten zwar alle Gruppen und Schichten abbilden“, beschreibt Regisseur Mörth sein Konzept, „aber die Verbindungen zwischen den Menschen sollten organisch sein, nicht konstruiert. So kommt die Volksschule dann auch stärker vor als die Medienunternehmen, die im Bezirk angesiedelt sind. Mein liebstes Bild ist die Rosenzüchterin im Heimgarten in der Fröhlichgasse und dahinter die Hochhäuser. Klaus Strobl, der sich intensiv mit der Historie des Bezirks beschäftigt und auch immer wieder Führungen anbietet, interessiert sich vor allem für verborgene Plätze. Wie etwa das Tupay-Schlössl bei den Kaserngründen, in dem früher eine Dame aus der Reininghaus-Dynastie residierte und heute Gemeindewohnungen sind. Markus Mörth wiederum empfiehlt das Tröpferlbad im MUWA im Augarten, ein Relikt einer an sich längst verblichenen Badekultur. Die Veränderungen im Bezirk sieht Klaus Strobl im Zusammenhang mit der zentralen Thematik des Kulturjahres so: „Die Frage, wie wir leben wollen, stellt sich für jede Generation neu. Eine Stadt ist ein sich ständig wandelndes Biotop, das gilt nicht nur für Jakomini. Das spiegelt sich auch in der Architektur wider. Wenn man sich die Gründerbauzeit um 1870 ansieht, merkt man, dass die Diskussionen sehr ähnlich waren wie heute. Der Freiherr von Jacomini hat viele Wohnungen gebaut, er gilt aber auch als einer der ersten Immobilienspekulanten.“

Im Programmheft zur DIAGONALE ’22 wird der Kinofilm mit einer Gesamtlänge von 105 min folgendermaßen charakterisiert: „Jakomini ist eine kleine Welt für sich: ein Schmelztiegel, ein Biotop. Mit über 32.000 Einwohner*innen ist der vier Quadratkilometer umfassende Bezirk der bevölkerungsreichste der steirischen Hauptstadt. Angesiedelt neben dem ersten Bezirk, eingegrenzt von Mur und Merkur Arena, hat der Stadtteil viele Gesichter: den bürgerlichen Norden mit ruhigeren Ecken wie dem Augarten, die pulsierende Mitte rund um die Stadthalle, die sozial schwächeren Arbeiterviertel, die Studierendengegenden in TU-Nähe. Der Jakominiplatz im Herzen des Viertels ist einer der geschäftigsten Verkehrsknotenpunkte der Stadt, alle Straßenbahn- und viele Buslinien laufen hier zusammen, tausende Menschen steigen hier täglich um und unzählige Pendler*innen durchfahren ihn mit dem Auto. Im Jakotop gibt Einblick in die Lebensrhythmen eines dynamischen Viertels, in dem die soziale Durchmischung groß und das Miteinander nicht immer einfach ist: Tür an Tür befinden sich hier Ateliers und kleine Geschäfte, Dönerbuden und Nagelstudios. An den Rändern ist das Grätzelleben von sozialem Wohnbau, Ghettobildung und Jugendkriminalität geprägt.

Markus Mörth lässt unterschiedlichste Menschen – ein*e Kunstrestaurator*in, einen Sozialarbeiter, eine Stadtplanerin, eine Tröpferlbadmitarbeiterin, eine Volksschuldirektorin und den Zeitungsverkäufer am Jakominiplatz – von ihrer Arbeit, von den Veränderungen und vom Zusammenhalt im Grätzel erzählen, gibt ihnen Raum, ihre Wünsche, Hoffnungen und Visionen zu formulieren, in denen oftmals auch Bedauern über die Auflösung traditioneller Strukturen oder soziale Ungerechtigkeit mitschwingt. Neben der Bautätigkeit im Bezirk, die sich visuell wie ein roter Faden durch den Film zieht, verdichten sich diese kleinen Porträts zu einem Wimmelbild von Stadtbewohner*innen, die sich im Spannungsfeld von urbaner Arbeitsrealität und dem Wunsch nach einem eigenen Rückzugsort bewegen. Mörth, dessen Großeltern und Eltern unweit des Jakominigürtels in einer Seitengasse lebten und leben, in der viele Lehrer*innen und Beamte wohnen, ist Jakomini seit seiner Kindheit verbunden: „Nur zwei Straßen weiter hat ein wahnsinniges soziales Gefälle begonnen“, so der Filmemacher: „Ich hab Jakomini als Kind immer als wilden Ort wahrgenommen, als einen Ort, an dem es alles gibt.“ In seinem Dokumentarfilm Im Jakotop erkundet Mörth den Lebensalltag im Grazer Stadtbezirk und schafft mit einem liebevollen wie originellen Bilderbeutezug einen Heimatfilm der anderen Art.“

Der Film läuft nach der Premiere am 09. April ab 11. April eine Woche lang im KIZ RoyalKino täglich um 18.00 Uhr. Dieser Kinofilm des in Graz ansässigen Regisseurs und Filmemachers Markus Mörth ist die erst- und einmalige umfassende Dokumentation eines Grazer Stadtbezirks, dessen Handlungsfelder und Problemlagen nicht nur in Graz sondern überall auf der Welt die gleichen sind und die Menschen, die in ihr leben, vor dieselben Zukunftsängste aber auch -hoffnungen stellt. Der Dokumentarfilm mit Heimatbezug zu Jakomini zeigt darüber hinaus spektakuläre Drohnenaufnahmen, die in dieser künstlerisch-visuellen Form den Kinobesucher eine neue und ungewöhnliche Perspektive dieses Grazer Stadtbezirks eröffnen. Er ist gleichzeitig ein aktuelles soziologisches Zeitfenster genauso wie ein in der Zukunft geschichtshistorisches Dokument einer sich dynamisch verändernden Stadt Graz, deren Menschen sich die ständige Frage stellen „Wie wollen wir leben oder noch besser wie wollen wir zusammenleben.“

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